Der Tennerhof gehört zu Kitzbühel wie Alfons Walde, die Streif und das große Rennen. Dieses reizende, kleine Alpenstädtchen mit mondäner Infrastruktur hat nicht nur für Sportler, Wanderer und Partymenschen viel zu bieten, sondern auch für anspruchsvolle Esser. Womit wir beim Tennerhof wären. Da sitzt man auf der Terrasse, umgeben von edler Tafel-Hardware, bunten Blümchen und zufriedenen Gästen. Man starrt gebannt auf den gegenüberliegenden Hahnenkamm und bestaunt, wie die Abendsonne das satte sommerliche Grün in allen Schattierungen langsam verdunkeln lässt. Genug der elegischen Worte, aber es war wirklich sehr schön. Küchenchef Stefan Lenz ist in Hochform, er kocht souverän, reduziert und lässt bei jedem Gang aufhorchen. Die Alpengarnelen zum Beispiel, roh, nur leicht angeflämmt, in einer klaren, intensiven Kamillenessenz mit einem Touch Wasabi. Jeder Bissen eine Offenbarung, die Garnelen fast cremig und süßlich, die Kamille ein Match made in heaven, das Wasabi der notwendige Störenfried auf dem Teller, der Spannung bringt. Es passiert uns oft, dass spannende Kreativküche bei den Vorspeisen abgefeiert wird, die Hauptspeisen dann etwas braver hinterherhinken. Nicht im Tennerhof. Ebenso große Klasse zeigte der Wildfang-Steinbutt mit Kohlrabi, zwei Kaliber von Felsenaustern in einer sämigen Beurre blanc und Schnittlauch. Der Fisch zartglasig und von makelloser Qualität, die Austern fleischig und mit der Sauce einfach geil. Das muss gesagt sein. Die Nachspeise mutig, aber wer wagt, gewinnt, vor allem, wenn man so viel Feingefühl für ungewöhnliche Paarungen hat wie Stefan Lenz. Kirschen, Burrata und Klee vom Kitzbüheler Horn sind ein gutes Beispiel dafür, wie man aus scheinbar simplen Zutaten etwas Großes machen kann. Chapeau, hier ist noch vieles möglich.