Hinter einer großen Küche steckt zwar immer auch eine Extraportion Kreativität. Vor allem aber beruht sie auf hoher Produktqualität und solidem Handwerk. Treue Stammgäste werden hier nicht Jahr für Jahr mit neuen Kreationen überrascht. Dafür wird man mit Klassikern des Hauses auf verlässlich hohem Niveau verwöhnt. Den vor 40 Jahren hier erfundenen Forellenstrudel mit Champignonpüree und Veltlinersauce gibt es immer noch in „alter Frische“. Und trotzdem bleibt auch bei den Obauers die Zeit nicht stehen. Auf Wunsch bekommt man jetzt sogar ein paar ausgesuchte Natural Wines glasweise bei der Weinbegleitung, wobei die charmante Sommelière darauf achtet, konservative Genießer nicht zu überfordern, neugierige Gäste hingegen gekonnt zu verführen. Wer sich das Vergnügen, hier zu speisen, alleine gönnt, hat Zeit, über Verschiedenes zu reflektieren. Zum Beispiel über die Frage, wieso nirgendwo mit frischem Babymais gekocht wird, obwohl halb Österreich damit bepflanzt zu sein scheint. Am Geschmack kann es nicht liegen, wie das Minigericht der Obauers mit Kurkuma, Kokos und Rohschinken eindrucksvoll bewies. Ebenfalls fein und nicht alltäglich der fleischige Gruß aus der alpinen Wildnis: Gamscarpaccio mit Rehfilet und einem kleinen Wilderergeheimnis. Das Thema „Surf ’n’ Turf“ wurde originell als Consommé von Saibling und Ziege interpretiert. Als Fischgang dann die Luxusvariante vom Zander: sechs feine, kleine Backerl auf Kohlrabischaum – das bekommt man nicht allzu oft. Nicht ganz überzeugen konnte der gebutterte Alpenlachs mit Hummer, Karfiol und Forellenkaviar, sowohl als Textur, Temperatur und eigentlich auch die Komposition betrifft. In Anbetracht der Fülle an Highlights jedoch ein verschmerzbarer Ausreißer nach unten. Die Obauers setzen immer noch kulinarische Maßstäbe, bei denen nur wenige Restaurants des Landes mitkommen. Vor allem, was das subtile Würzen mit selbst zusammengetragenen Aromaträgern (getrocknete Pilze, Kräuter, Wildpflanzen) betrifft, spielen sie in einer eigenen Liga.