In der gastronomisch bestens versorgten Servitengasse, wo französische Bäckereien neben italienischen Feinkostläden und kosmopolitischen Kaffeeröstereien eine Art globales Genussdorf simulieren, übernimmt der Servitenwirt die vergleichsweise unglamouröse, aber nicht zu unterschätzende Aufgabe des Kirchenwirts. Sprich: Holzvertäfelung, Grüner Veltliner, Paniertes. Zum Glück wird das Genre nicht allzu stur ausgelegt, sondern, im Gegenteil, erfreulich undogmatisch; man scheut den Blick über den Tellerschnitzelrand offenbar nicht. Als Vorspeise und bestes Beispiel kommen samtige Ravioli mit Spinat- und Dotterfüllung, brauner Butter, altem Parmesan und Berberitzen daher – ja, so geht Eurovision. Die Lauchsuppe mit Kalbsleberknödel vereint kräftige und subtile Aromen, das Backhendl taugt, in seiner schmalzigen Saftigkeit, zum Referenzprodukt, die kapitale Schnitte vom Kabeljau mit Barbecue-Glasur nimmt sowieso Kurs in andere Welten (die etwas sehr sämigen Sepiaspaghetti dazu gingen eine Spur zu weit). Zum Dessert, einem Heidelbeerflammeri mit Vanillecreme und eingelegter Birne, läuten von nebenan die Glocken.